Die Reise zum Mittelpunkt des Seins

Die Welt ist voll von Arbeit, Stress, Ängsten und das Gefühl nie genug zu bekommen, und immer mehr zu leisten und zu wollen. Kleinigkeiten fallen nicht mehr auf, bekommen keine Beachtung mehr, denn man hat seinen Blickwinkel/Fokus auf große Dinge gelegt. Doch es sind gerade die kleinen Dinge, kurze Momente, fast nicht wahrgenommene Düfte, die einen bei verschiedensten Situationen wieder begegnen und ins Gewissen rufen was man erlebt hat … und man FÜHLT.


Die Reise beginnt spontan und erwartungslos. Vom ersten Gedanken, »Ich muss weg«, bis zum Urlaubsantrag vergeht nur einer Fingerschnips. Doch wo geht die Reise hin, was bringt sie mit sich, diese Frage wurde bis dahin nicht gestellt. Es gab nur zwei Reiseziele an der Anzeigentafel am Flughafen, Istanbul oder Marrakesch. Ein FÜR und WIDER gab es nicht, und so ging die Reise nach Marrakesch.


Marrakesch, eine Stadt bekannt aus Märchen und vielen Romanen. Ein Bild im Kopf und die Vorstellung das auch vorzufinden. Doch die Realität ist anders, aber atemberaubend. An die Hand genommen zu werden, von einem völligen fremden Menschen, keine Angst vor Berührung und Andersartigkeit, und in die herzliche bürgerliche Welt eingeführt werden, berührt einen immer wieder beim Ansehen der Bilder und Gedanken an die Zeit.


Bei einer Fahrt in die Berge mit einem Einheimischen wird klar, dass es noch eine Welt gibt, in der keine Furcht vor Fremden oder Hass herrscht. An einem Tisch sitzen sie, die Marokkaner und trinken Tee und unterhalten sich. Ohne nachzudenken, oder zu fragen, wird die Hand genommen und schon saßen wir am Tisch. Nach einem kurzen Blick in die Runde stand ein Marokkaner auf, wusch eine Tasse aus, befühlte sie mit Tee und servierte sie uns. Ein Gefühl als ob wir uns seit Jahren kennen würden machte sich breit, und schon waren wir in ihrer Runde integriert.


Bilder von diesen Momenten gibt es kaum, denn der Glaube, dass durch ein Foto die Seele geraubt wird, ist weit verbreitet und die Menschen bekommen Angst. Es ist nachvollziehbar, denn beim Blick in die Augen eines Menschen kann man tatsächlich manchmal bis in die Seele schauen. Und so war es ganz selbstverständlich, dass die Kultur respektiert wird, und nur wenige Bilder entstanden.

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